Es war eine lange Nacht, als die Freiwillige Feuerwehr Leutenbach vergangenen Freitag in Nellmersbach ihre Hauptversammlung abhielt; von 19.30 Uhr bis weit nach 23 Uhr - trotz des traditionellen Vespers, dass als Belohnung im Anschluss der Veranstaltung winkte.
"Ich persönlich habe für mich die Entscheidung getroffen, dass die Feuerwehr nach 20 Jahren eine neue Führung braucht", bestätigte Kommandant Georg Spinner seinen vor einem Jahr angekündigten Entschluss, bei der 2011 anstehenden Wahl eines Kommandanten nicht mehr anzutreten. Bereits damals hatte Spinner dazu eingeladen, sich darüber Gedanken zu machen, ob und wer sich dazu berufen fühle, die Verantwortung für die "Floriansjünger" der Gemeinde zu übernehmen. "Die Feuerwehr", so Spinner, "benötigt eine starke Führung, die in der Lage ist, die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen, aber auch mit anderen Feuerwehren weiter zu fördern." Auch das Zusammenwirken mit anderen Hilfsorganisationen sollte dabei nicht außer acht gelassen werden. Es brauche mutige Vorstöße, um den Austausch und die Zusammenarbeit weiter zu fördern.
So kam es, dass sich die Feuerwehrangehörigen zwischen drei Kandidaten zu entscheiden hatten: Kassier Jochen Weller, Gruppenführer Karsten Spingler und Andreas Pfaff. Alle drei übrigens von der Abteilung Nellmersbach. Nachdem sie bereits im Vorfeld ihren Hut in den Ring geworfen hatten, waren sie vom Feuerwehrhauptausschuss zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen und eingehend auf ihre Wählbarkeit hin geprüft worden.
Im ersten Wahlgang konnte keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen, im zweiten setzte sich Andreas Pfaff mit 49 zu 43 gegen Jochen Weller durch. Er versprach, als "guter und neutraler Kommandant" die Leutenbacher Feuerwehr "in eine gute Zukunft zu führen. Ich denke und behaupte, die besten Voraussetzungen für einen Kommandanten zu haben." Er wolle dieses Amt "ehrlich, sachorientiert, menschlich und neutral" führen. "Auf mich könnt Ihr Euch verlassen."
Und er hat sich einen ganz ordentlichen Aufgabenkatalog für die Zukunft vorgenommen: "Die Sicherheit, den Schutz und die Neubeschaffung der Ausrüstung für die aktiven Einsatzkräfte", die Pflege des Kontakts zu den Nachbarfeuerwehren, die Unterstützung der Jugendfeuerwehr, "mehr Frauen und Ausländer in den blauen Rock, die Altersgrenze für die aktiven Einsatzkräfte zu erhöhen, die taktische Zusammenarbeit der Abteilungen zu optimieren", die Aus- und Fortbildung zu intensivieren und die Öffentlichkeitsarbeit zu verstärken.
Andreas Pfaff ist von Beruf selbstständiger Gas- und Wasserinstallateurmeister. Er ist 42 Jahre alt, wurde in Stuttgart-Berg geboren und ist im Kirschenhardthof in Burgstetten aufgewachsen. Er wohnt mit seiner Familie im Stiftsgrundhof, ist seit 11 Jahren verheiratet und hat zwei Söhne, von denen einer Mitglied der Jugendfeuerwehr ist. Sein Vater und sein Bruder waren bzw. sind ebenfalls bei der Feuerwehr - dies zeige, dass in seiner Familie das Ehrenamt Feuerwehr sehr wichtig genommen und weiter vererbt werde. Seit 1980 ist Andreas Pfaff bei der Feuerwehr, zuerst sechs Jahre bei der Jugend-, dann freiwillig in der aktiven Feuerwehr Burgstetten. Dort war er von 1986 bis 1990 stellvertretender Jugendleiter und von 1988 bis 2000 Gerätewart der Abteilung Kirschenhardthof. Am 22. Januar 1999 wurde er zum Brandmeister befördert. Im Jahr 2000 übernahm er die Verantwortung als Kirschenhardthofer Kommandant, am 1. Februar 2004 wechselte er in die Abteilung Nellmersbach. "In Leutenbach machen der Feuerwehrdienst und der Feuerwehrsport eben Spaß!" so sein Resumee.
Zum neuen stellvertretenden Kommandanten wählte sich die Feuerwehr Jochen Weller, der sich mit 50 zu 40 Stimmen gegen Heiko Albrecht durchsetzte. Bestätigt wurden die Kassenprüfer Jochen Schneider und Mario Rinker.
Bürgermeister Jürgen Kiesl dankte allen, die sich zur Wahl gestellt hatten. Er hätte allen das Amt zugetraut, um das sie sich bewarben und mit jedem gern zusammengearbeitet. Die Zukunft der Feuerwehr bereite ihm keine Sorgen. Er betonte aber auch, dass Mut dazu gehöre, sich einer Wahl zu stellen und Verantwortung zu übernehmen.
Ein Rekordjahr
Über "ein Rekordjahr" legte der Leutenbacher Feuerwehrkommandant Georg Spinner auf der Jahreshauptversammlung Rechenschaft ab. Mit 77 Einsätzen habe man 2010 den höchsten Stand seit der Gemeindereform zu verzeichnen. Schuld daran waren die Unwetter am 26. Mai und 18. Juni, bei denen jeweils ca. 60 Feuerwehrleute mit allen Fahrzeugen ausrücken mussten, um Keller leer zu pumpen, umgestürzte Bäume, abgedeckte Dächer, herabhängende Blechverwahrungen und zusammengebrochene Baugerüste zu sichern. Dass es sich lediglich zwei dieser 77 Einsätze um Kleinbrände handelte, zeigt überdeutlich, wie vielfältig inzwischen die Aufgaben und Anforderungen für die Feuerwehr geworden sind - über die klassische Brandverhütung und -bekämpfung hinaus.
Als "besonderen Einsatz" bewertete Spinner den Kampf gegen das Donauhochwasser von elf Feuerwehrleuten und des ehemaligen Ordnungsamtsleiters Bernhardt Schwaderer in Dunabogdany. "Innerhalb 24 Stunden war eine komplette Gruppe mit Ausrüstung und Fahrzeugen zusammengestellt, um in unserer ungarischen Partnergemeinde unbürokratisch Hilfe zu leisten".
Spinner nutzte die Gelegenheit, um auf die zwanzig Jahre zurückzublicken, in denen er als Kommandant Verantwortung getragen hat. Diese zwei Jahrzehnte seien wie im Flug vergangen. Er dankte allen, die ihn dabei unterstützten, namentlich den Kreisbrandmeistern Karl Idler, Reinhard Kowalzik und Andreas Schmidt sowie den Bürgermeistern Horst Gebhard und Jürgen Kiesl. "Die Feuerwehr steht auf einem soliden Fundament. Gemeinsam ist es uns gelungen, sie auf zukünftige Aufgaben und Einsätze vorzubereiten."
Seinen letzten Bericht als Schriftführer des Feuerwehr-Hauptausschusses trug Peter Albrecht vor. Er schließe sich dem Kommandanten an und beende ebenfalls nach fast zwanzig Jahren sein Amt. Er habe dieses Amt gern ausgeübt, aber eine weitere Wahlperiode würde über seine höchstmögliche Dienstzeit in der aktiven Wehr hinausreichen. "Deshalb ist es an der Zeit, dass ein jüngerer Kamerad diese Aufgaben übernimmt."
Beförderungen, Ehrungen, Neuaufnahmen
Neben der Würdigung der Arbeit des scheidenden Kommandanten Georg Spinner standen auch heuer wieder zahlreiche Ehrungen und Beförderungen auf dem Programm. Die Gemeinde Leutenbach zeichnete Jürgen Blessing für 30 Jahre aktiven Dienst mit der Floriansmedaille in Bronze aus; Jochen Schneider erhielt für besondere Verdienste die Floriansmedaille in Silber, und mit Gold wurden Manfred Rinker und Walter Bereither geehrt. Der Kreisfeuerwehrverband Rems-Murr ehrte Bernhard Schwaderer mit der Feuerwehrehrennadel in Bronze, das bronzene Ehrenzeichen erhielten Gerd Falkenberg und Günter Wied.
Befördert wurden: Nico Falkenberg, Stefan Scheunemann, Stefan Läpple, Sebastian Krohn, Tobias Egart, Marc Schröppel und Nicolai Olp zu Feuerwehrleuten; Robert Bayer, Timo Seemayer, Markus Müller, Marc Pfeiffer, Marius Stoll, Robert Sziedl, Jannika Falkenberg und Catharina Rösiger zu Oberfeuerwehrleuten; Kai Uwe Häussermann, Björn Käpplinger, Matthias Weber, Daniel Bleul und Stefan Schneider zu Hauptfeuerwehrleuten; Kartsen Spingler, Heiko Albrecht und Tobias Krehl zu Löschmeistern sowie Torsten Härdter, Christian Wurach, Marcus Schallenmüller und Christian May zu Brandmeistern.
In den aktiven Dienst übernommen wurden Natascha Engelhardt, Frank Luckenbach, Fabian Burkei, Marco Lang, Felix Reinke und Andi Ortmaier. (Quelle: Wolfgang Gleich - Winnender Zeitung) |