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Hochwassereinsatz in Dunabogdany (Ungarn) |
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Alarmzeit: | 17.08.02 - 14:00 Uhr | Ort: | Dunabogdany (Ungarn) | Straße: | (bis 24.08.) | Einsatzstichwort: | Hochwasserhilfe | Vorgefundene Lage: | Hochwasserhilfe |
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Leutenbach |
Weiler z. St. |
Nellmersbach |
LF 16 | LF 8 | LF 16 | TLF 16/25 | TLF 16/24 | RW 1 | MTW | MTW | MTW | | | KdoW |
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Tagebuch der Leutenbacher Feuerwehr in Dunabogdany
(vom 16. bis 24. August 2002)
Das Tagebuch wurde im Auftrag der Einsatzleitung von Jochen Weller geführt.
Freitag, 16. August
Der ehemalige Hauptamtsleiter der Gemeinde Leutenbach, Herr Rössler, der gerade in der ungarischen Partnergemeinde Dunabogdany Urlaub machte, rief Frau Harle, die stellv. Bürgermeisterin, an und berichtete ihr über die katastrophale und aussichtslose Lage am Donauknie. Nach Rücksprache mit dem Bürgermeister von Dunabogdany, Herrn Schuszter, der die Lage bestätigte und um Unterstützung bat, beschloss Frau Harle zusammen mit ihrem Amtskollegen Herrn Schäfer, die Partnergemeinde nicht im Stich zu lassen.
So wurden der Sachgebietsleiter des Ordnungsamtes Bernhard Schwaderer und Kommandant G. Spinner, die sich beide zu diesem Zeitpunkt im Urlaub befanden, über die Lage in Dunabogdany informiert. Da Kommandant G. Spinner aber bereits vom Kreisbrandmeister über die Lage in Meißen und dessen Absicht, die Katastrophenschutzkräfte dorthin zu entsenden, informiert wurde, musste zuerst KBM Kowalzik grünes Licht für unsere eigene Hilfsaktion geben.
Nachdem diese Hürde überwunden war, wurden die einzelnen Kräfte gegen 20.00 Uhr alarmiert und über den Stand der Dinge aufgeklärt. Die Arbeit unseres Führungsstabes unter der Mitarbeit von B. Schwaderer, der sich sofort nach dem ersten Anruf aus dem Urlaub nach Hause begab, begann.
Es mussten noch am späten Abend ein LKW und ein Mannschaftstransporter für unbestimmte Zeit organisiert werden, um Mannschaft und Ausrüstung transportieren zu können. Diese Fahrzeuge wurden uns dankenswerterweise noch in der Nacht von MdL Rolf Kurz und der Firma Kärcher zur Verfügung gestellt. Dann mussten noch Zollpapiere in der Nacht von der Botschaft ausgestellt werden, um überhaupt in Ungarn mit unserem Hilfskonvoi einreisen zu dürfen. Zusätzlich wurde festgelegt, welche Ausrüstungsgegenstände benötigt werden (was bei der unklaren Lage von Ungarn gar nicht so einfach war) und was überhaupt mitgegeben werden konnte, ohne die Sicherheit in der eigenen Gemeinde zu gefährden.
Samstag, 17. August
Ca. 9.00 Uhr: Die Einsatzkräfte treffen mit den nötigsten privaten Dingen im Gepäck an den jeweiligen Gerätehäusern ein, um die Ausrüstung zusammenzustellen und die erforderlichen Besorgungen zu tätigen.
Um 10.30 Uhr findet in Nellmersbach eine Lagebesprechung mit den beiden stellv. Bürgermeistern, dem in der Zwischenzeit aus dem Urlaub zurückgekehrten Kommandant, dessen Stellvertreter, den Abteilungskommandanten und der Einsatzmannschaft statt. Hierbei wurde der Einsatz besprochen und die noch offenen Fragen geklärt (z. B. Wie komme ich innerhalb von 4 Stunden an einen gültigen Ausweis, wenn der eigene abgelaufen ist? - Kein Problem für den Sachgebietsleiter des Ordnungsamtes B. Schwaderer, der sämtliche Hebel in Bewegung setzt.).
Die Abfahrt wird auf 14.00 Uhr festgelegt. Bis dahin muss alles besorgt sein, Schaufeln, Besen, Schubkarren, Reiseproviant, Kraftstoff, ...
Die ganze Ausrüstung wird auf den LKW verladen: Tragkraftspritzen, Saugschläuche, Stromaggregate, Wassersauger, Schlauchboot, Wathosen, Schubkarren (um nur mal die großen Gegenstände aufzuzählen).
So steht alles um 13.45 Uhr am Gerätehaus in Nellmersbach zur Abfahrt bereit, wo wir von den stellv. Bürgermeistern und vom Kommandant verabschiedet werden.
Punkt 14.00 Uhr startet der Hilfskonvoi mit VW-Bus, LF 8, TLF 16/25 und dem LKW zur großen Fahrt nach Ungarn.
Doch keine 5 km weiter auf der B14 lässt sich das LF 8 nicht mehr schalten und am TLF ist der Handgaszug gerissen! Das AUS für unsere Aktion? Keinesfalls. So motiviert wie wir waren, kann das nicht das Ende sein. Nach dem ersten Schock wird der RW1 der Abteilung Nellmersbach zum Abschleppen des LF 8 angefunkt. Auf zur Fa. Sailer nach Unterweissach! Was für ein Glück, der Chef ist noch im Betrieb. Also beide Fahrzeuge auf die Montagegrube, den Gaszug erneuern und das gebrochene Schaltgestänge schweißen.
Nach 2 Stunden unfreiwilligem Stop geht's nun endlich los. Auf dem Autobahnzubringer kurz hinter Großaspach der nächste Schreck. Das LF 8 wird langsamer und langsamer. Es nimmt kein Gas mehr an. "Das kann doch alles gar nicht wahr sein!" schimpft der Sachgebietsleiter des Ordnungsamtes B. Schwaderer. Was für ein Glück, dass wir unsere 3 Automechaniker dabei haben. Das Problem ist schnell festgestellt, "nur" der Kraftstofffilter. Der VW-Bus wird zum nächsten Landmaschinenhändler geschickt, um einen neuen Kraftstofffilter zu besorgen. Wieder ist eine Stunde vergangen, in der wir keinen Meter weiter gekommen sind. Dann der Testlauf, alles einwandfrei. Das LF 8 schnurrt wieder wie ein alter Traktor. Also, Türen zu und Abfahrt.
Keine 500 m weiter das gleiche Problem, wieder nimmt das LF 8 kein Gas mehr an, es kommt mit Hängen und Würgen auf den nächsten Feldweg. Jetzt steht der Entschluss unseres Kommandos fest. Das Fahrzeug bleibt, wo es ist. "Mit diesem Bock fahr ich keinen Meter weiter!" meint B. Schwaderer und klemmt sich ans Handy, um seinen Privat-PKW bringen zu lassen und den Abtransport des Pannenfahrzeugs zu organisieren. In der Zwischenzeit ist unsere Aufgabe klar. Der Inhalt des Fahrzeugs wird fast komplett in den LKW umgeladen.
Um 18.00 Uhr fährt der Konvoi nun ohne LF 8, dafür mit einem Privat-PKW auf die Autobahn. 4 Stunden für eine Strecke, für die man normalerweise nicht mal eine halbe Stunde braucht.
Danach verläuft alles ohne Zwischenfälle bis zur ungarischen Grenze. Die Passkontrolle verläuft reibungslos, aber dann kommt das befürchtete Problem, die Fahrzeugkontrolle am Zoll.
Der Zöllner geht ungläubig um unsere Fahrzeuge, selbst die Papiere vom ungarischen Konsulat und die Tatsache, dass wir es eilig haben, beeindrucken ihn nicht. Der Zöllner verschwindet mit den Papieren im Büro. "Die wollen uns bestimmt filzen" wird allgemein befürchtet. Den ganzen LKW ausräumen und später wieder einräumen (ein Aufenthalt von mindestens 3-4 Stunden). Dann wird B. Schwaderer zum Oberzöllner gerufen.
Nach 5 Minuten kommt er strahlend mit den Papieren und dem Zollstempel zurück. "Zum Abmarsch fertig!" (Was? Wie? Einfach so? - Ja einfach so, denn B. Schwaderer hat den Chefzöllner bereits durch seine vielen Fahrten nach Ungarn gekannt.)
Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und verlassen auf dem schnellsten Weg die Zollstation.
"Immer geradeaus" (der Spruch unseres Einsatzleiters Gerd Falkenberg!) Richtung Budapest und Dunabogdany.
Sonntag, 18. August
Ankunft in Dunabogdany um ca. 8.00 Uhr
Das Wasser steht von der Donau her bis fast an die Hauptstraße. Bis zum Nachmittag werden noch 5-10 cm Pegelanstieg erwartet. Der Hauptabwasserkanal hat bereits Teile der 1. Querstraße am Ortseingang überflutet. Hier wird sofort das TLF in Stellung gebracht, um die stärkste Pumpe im Dorf (eine altersschwache TS 2,5) zu entlasten, die die Wassermenge nicht mehr alleine verkraftet.
Der Rest der Mannschaft erkundet zu Fuß den Ort, um sich einen Überblick zu verschaffen und das Frühstück einzunehmen. Nach eigener Erkenntnis gibt es noch 3 Schwachstellen am Sandsackwall entlang der Hauptstraße.
11.00 Uhr: Lagebesprechung mit Bürgermeister Schuszter, einigen Gemeinderäten und der Einsatzmannschaft im Rathaus.
Tätigkeiten im Laufe des Tages:
- Einrichten des Materialdepots im Rathaushof
- Gasthof Sonnenblume: Abpumpen des Wassers auf der Terrasse, wobei der Wasserstand im unteren Anbau teilweise höher war als auf der Terrasse. Aber wir erledigen unsere Aufgabe wie vom Besitzer gewünscht, um etwas Ruhe in die angespannte Lage zu bringen (Weiler mit TS 8, Lenzpumpe und Tauchpumpe).
- Durch den steigenden Pegel werden noch weitere Sandsäcke benötigt. Diese werden innerhalb kürzester Zeit von 2 LKWs und ca. 40 Männern und Frauen herbeigeschafft und nach unseren Anweisungen verbaut.
- Abpumpen des Abwassers am Hauptabwasserkanal am Ortseingang (von Budapest kommend) mit TLF (Leutenbach).
- Abpumpen des Sickerwassers am großen Steinbrecher-Damm bei der Sägerei im Industriegebiet (Nellmersbach mit TS 8 und Tauchpumpe).
Beide TS 8 waren den Dauereinsatz nicht gewöhnt und fielen nach ein paar Stunden aus, wurden aber in der Dorfwerkstätte sehr schnell und fachmännisch repariert.
Es zeigte sich auch schnell, dass eine Verständigung über 2m-Handfunkgeräte nur bedingt möglich war und somit der Großteil der Kommunikation untereinander nur über Handy stattfinden konnte.
17.00 Uhr: Besprechung der Führungskräfte im Gasthaus Sonnenblume (das uns im nicht überfluteten Teil während der ganzen Zeit sehr gut bekochte).
- Allgemeine Lage im Ort ist kritisch. Kommt das Wasser über die Hauptstraße, werden viele Häuser im unteren Teil des Ortes überflutet.
- Chaotische Einsatzmaßnahmen werden nicht länger durchgeführt (Bevölkerung, Gemeinderäte und auch der Bürgermeister zeigten den verschiedenen Einsatztrupps eine Vielzahl von Einsatzstellen, die dringend bearbeitet werden sollten (wobei wir trotz unserer großen Motivation und allen Mitteln und Kräften der Lage nicht Herr werden konnten).
Deshalb wird ein eindeutiger Beschluss gefasst:
- Das Bürgermeisteramt ist Ansprechpartner für die Bevölkerung, nicht für die Einsatzkräfte selbst.
- Jeden Morgen werden die gemeldeten Einsatzstellen von Gerd Falkenberg und Ralf Binder besichtigt und die Mannschaft mit dem jeweiligen Gerät eingeteilt.
- Diese Prioritätenliste wird ständig überprüft, aktualisiert und nach und nach abgearbeitet.
20.00 Uhr Abendessen im Gasthaus Sonnenblume:
Während des Abendessens brechen zwei Dämme entlang der Hauptstraße Richtung Budapest, die verhindern sollten, dass die Verbindungsstraße überflutet wird.
Die Bevölkerung wird mobil gemacht und ca. 300 Männer und Frauen mit 15 LKWs und 3 Radladern errichten innerhalb kürzester Zeit einen 2 m hohen Damm aus Sandsäcken und Erde unter der Brücke an der Ortseinfahrt.
Da nicht klar war, welche Wassermassen durch die Dammbrüche freigesetzt wurden und ob der neu gebaute Damm halten würde oder die ganze Ortschaft überflutet wird, haben wir unser Materialdepot im Rathaus in einer Blitzaktion wieder aufgelöst, um sicherzustellen, dass unsere Ausrüstung nicht absäuft und wir schlagkräftig bleiben.
Die zwei Tauchpumpen, die über Nacht am Brecherdamm eingesetzt wurden, werden dort zurückgelassen, da es zu gefährlich ist, diese sofort zu bergen, da auch dieser Damm gefährdet ist.
Nur das TLF ist weiter am Abwasserkanal in Betrieb, ist aber angewiesen, bei akuter Gefahr abzukuppeln und sich schnellstmöglich in Sicherheit zu bringen.
Montag, 19. August
Die Lage entspannt sich. Der Donaupegel ist in der Nacht um ca. 20 cm gefallen.
Frühstück 8.00 Uhr, Arbeitsbeginn 8.45 Uhr.
Der in der vergangenen Nacht gebaute Damm unter der Brücke hat sich bewährt. Vor dem Damm steht das Wasser ca. 25cm hoch. Die Zufahrt zum Dorf ist nun abgeschnitten. Nur über die Berge führt noch eine Schotterpiste ins Dorf.
Das TLF pumpt den ganzen Tag am Abwasserkanal. Andere Arbeiten sind durch den hohen Wasserstand sinnlos. Die Mannschaft kann, bis auf die Wechselschichten am TLF, ausruhen.
Besichtigungstour der Führungsriege in die Berge. Durch den Ausblick auf das Tal wird das Ausmaß der Katastrophe deutlich. Die Donau ist hier zur Zeit ca. 3km breit. Die Insel, die sich von Budapest bis Visegrad erstreckt, ist fast vollständig überflutet.
Die Mannschaft fährt mit dem VW-Bus nach Visegrad (Nachbarort donauaufwärts). Dort sind ca. 260 Soldaten und das ungarische THW im Einsatz. Die Lage ist dort noch schlimmer. Die Hauptstraße in Visegrad ist höher als der Ort selbst und dient hier als Damm. Nur durch einen massiven Sandsackwall durch den ganzen Ort (ca. 3 km lang und 60 cm hoch) konnte verhindert werden, dass die Donau über die Straße tritt und diese dann mit sich reißt. Das Sickerwasser wird ständig von der Armee und dem THW abgepumpt.
Der Pegel ist in Dunabogdany im Laufe des Tages um ca. 30 cm zurückgegangen. Die Hauptstraße ist fast wieder durchgehend befahrbar.
Dienstag, 20. August
Frühstück 8.00 Uhr, Arbeitsbeginn 8.45 Uhr am Rathaus.
Die Lage hat sich in der Nacht weiter entspannt. Der Donaupegel ist um ca. 50 cm zurückgegangen. Das TLF muß jetzt nicht mehr ständig pumpen, es können sogar kleine Pausen eingelegt werden.
Das Materialdepot im Rathaushof wird wieder aufgebaut.
Im Gasthaus Sonnenblume wird jetzt ein Wassersauger eingesetzt, um die Terrasse und den unteren Teil der Gasträume abzupumpen.
Das TLF wird vom Abwasserkanal abgezogen und beginnt jetzt am Lagerplatz bei der Sägerei zu pumpen. Für das TLF wird eine Tauchpumpe eingesetzt.
12.00 Uhr: Das Abwasser am Kanal wird wieder stärker. Es wird zusätzlich eine TS 8 in Stellung gebracht.
Die 2. TS 8 wird am Brecherdamm eingesetzt, um bei den von Sonntag auf Montag überfluteten Gebäuden hinter der Sägerei abzupumpen.
Nachdem der Lagerplatz weitestgehend abgepumpt ist, wird das TLF dort, wo die Straßen mit Kloake überflutet waren, zur Straßenreinigung eingesetzt.
Das Betanken mit Frischwasser gestaltet sich schwierig, da im gesamten Ort nur vereinzelt Hydranten sind, die aber zum größten Teil defekt sind (nach Angaben des Bürgermeisters müsste der Neueste funktionieren).
In dem Keller eines Hauses auf der Donauseite ist Heizöl ausgelaufen. Dieses wird, soweit möglich, mittels Wassersauger abgesaugt und in Fässer gepumpt (Not macht eben erfinderisch). Das Restwasser wird mit einer Tauchpumpe in die Kanalisation abgepumpt. (Einsatzende ca. 24.00 Uhr)
Der Damm unter der Brücke wurde am Abend beseitigt, und das TLF muss gegen 21.00 Uhr nochmals zur Straßenreinigung ausrücken.
Mittwoch, 21. August
Frühstück 8.00 Uhr, Arbeitsbeginn 8.45 Uhr.
Die vom Rathaus erstellte Liste mit den gemeldeten Einsatzstellen wird von Gerd Falkenberg und Ralf Binder überprüft, und die verschiedenen Einsatztrupps werden eingeteilt.
Ein einsturzgefährdetes Haus wird soweit möglich gesichert, wobei zuerst Hunderte von Sandsäcken mit der Hand am Arm beiseite geschafft werden müssen.
Es werden im Laufe des Tages ca. 12 Keller leer gepumpt.
Das TLF wird eingesetzt, um das Wasser (ca. 2.000 m³ [Berechnung unserer Mannschaft im Nomaden-Camp]) an der Hauptstraße Richtung Budapest abzupumpen. Die Straße muss nach Angaben des Bürgermeisters schnellstmöglich trockengelegt werden, um weitere Unterspülungen zu verhindern. Hier wird zusätzlich eine TS 8 eingesetzt.
Die 2. TS 8 wird zusammen mit der Lenzpumpe hinter der kleinen Kapelle (gegenüber dem Hauptabwasserkanal) eingesetzt, um einen Garten leer zu pumpen, in dem das Wasser ca. 50 cm hoch steht.
Donnerstag, 22. August
Frühstück 8.00 Uhr, Arbeitsbeginn 8.45 Uhr.
Heute werden wir von einem ARD-Filmteam begleitet.
Wieder wird uns eine Einsatzliste vom Rathaus übergeben.
Ca. 15 Keller werden mit den 3 Einsatztrupps, die mit Schubkarren, Schläuchen und Tauchpumpen ausgerüstet sind, im Laufe des Tages abgepumpt.
Das TLF wird wieder an der Verbindungsstraße Richtung Budapest eingesetzt.
Eine TS 8 wird unterhalb der kleinen Kapelle eingesetzt, um in 3 Häusern, in denen das Wasser ca. 1,50 - 2 m hoch stand, die Keller leer zu pumpen.
Heute ist auch zum ersten Mal der ungarische Katastrophenschutz im Einsatz (was nun die größere Katastrophe ist, bleibt fraglich). Er ist mit einem LKW angerückt und es wird ein angebliches Desinfektionsmittel versprüht. Da uns keiner übersetzen konnte, um welche Substanz es sich handelt (der Bürgermeister meint nur, es sei gegen alles), haben wir anhand der UN-Nummer, die wir auf den Behältern doch tatsächlich auch gefunden haben, bei unserer Heimatleitstelle in Waiblingen nachgefragt. Bei dem Stoff mit der UN-Nummer 2586 handelt es sich um Alkylsulfonsäure. Der Disponent nannte als Gefahren ätzend, giftig und gesundheitsschädlich (alles wunderbare Voraussetzungen, um in Ruhe arbeiten zu können, oder?).
Die Gerätschaften werden nach Gebrauch eingesammelt und noch am Abend mit dem restlichen Material im Depot auf den LKW verlastet.
Um 19.30 Uhr wird für uns in der Pension Herold ein Abschiedsfest mit Knoblauchfladenbrot und Bohnengulasch gegeben.
Freitag, 23. August
Frühstück 8.00 Uhr, Abfahrt 9.30 Uhr am Rathaus.
Die Fahrt wird durch mehrere Zwischenfälle verzögert. Als erstes werden wir von einer Vignettenkontrolle auf einem ungarischen Autobahnparkplatz aufgehalten. Das TLF hat keine Vignette. Nach zähen Verhandlungen mit Händen und Füßen können wir aber auch ohne Vignette weiterfahren.
Dann der ungarische Zoll. Der Zollbeamte wollte trotz unserer Überzeugungsversuche einfach nicht einsehen, dass unser Konvoi (PKW, VW-Bus, LKW und TLF) außer einem Reisebus (war auch ganz zufällig die einzige freie Spur) doch gar nichts anderes sein kann. Deshalb mussten wir auf die LKW-Spur, auf der wir ca. 2 Stunden anstehen mussten, um nachher ohne weitere Kontrolle weiterfahren zu können.
Im Radio wird schon unser nächstes Problem bekannt gegeben. Stau auf den Stadtautobahnen durch ganz Wien.
Als krönender Abschluss wurde noch unser LKW ca. 30 km vor der deutschen Grenze von der Gendarmerie auf der Autobahn gestoppt. Der Grund: die fehlenden Warntafeln in neonorange und neongelb am Heck (wie sie in Österreich für LKW ab 3,5 t vorgeschrieben sind) und dann unser Problem mit dem Fahrtenschreiber. Der Gendarm konnte nicht verstehen, warum wir für drei sich ständig abwechselnde Fahrer drei Fahrtenblätter benutzen und keine zwei (wie das funktionieren soll, konnte er uns allerdings auch nicht erklären). Aber nachdem wir erklärt haben, woher wir kommen und was wir dort gemacht haben, lassen sie uns ungestraft weiterfahren (was so ein Feuerwehr-Pulli hinter der Windschutzscheibe so alles bewirken kann, haben wir selbst nicht für möglich gehalten).
Samstag, 24. August
So konnten wir durchfahren, bis wir gegen 2.30 Uhr ohne weitere Verzögerung von der B14 nach Nellmersbach abbogen und von dort an mit KdoW und dem Weilermer MTW mit Blaulicht zum Gerätehaus Nellmersbach eskortiert wurden, wo wir von den beiden stellv. Bürgermeistern Herrn Schäfer und Frau Harle, unserem (K...)-Kommandant G. Spinner, den zu Hause gebliebenen Abteilungskommandanten und deren Stellvertreter und einigen Kameraden und Freunden herzlich empfangen wurden.
Abschließend gibt es nur noch zu sagen:
Um nicht den Eindruck entstehen zu lassen, wir hätten nur "Schrott" als Ausrüstung, muss gesagt sein, dass das LF 8 erst wenige Wochen vor der Fahrt bei der Inspektion war. Niemand von uns kann sich daher erklären, warum der Kraftstofffilter und der Vorfilter, eigentlich Verschleißteile, die bei der Inspektion ausgetauscht oder zumindest überprüft werden sollten, schon nach 5 km Fahrt verstopft sein können.
Ohne B. Schwaderer, der einen Teil seines Urlaubs geopfert hat, um uns nach Ungarn zu begleiten, wäre diese Hilfsaktion nicht so reibungslos abgelaufen. Durch seine Beziehungen zu der Bevölkerung und der Gemeindeverwaltung in Dunabogdany wurden wir Tag und Nacht von allen Seiten umsorgt, wie wir es alle nicht für möglich gehalten haben.
Mit dieser Mannschaft und unter dieser Führung wäre ich sofort bereit wieder solch einen Einsatz zu fahren, auch wenn es zeitweise kleine Reibereien gegeben hat. Die Stimmung und der Teamgeist untereinander waren viel besser als ich es mir erhofft hatte. Dies hat wesentlich zum Erfolg dieser Aktion beigetragen.
Bedanken wollen wir uns auch bei den Kameraden und Freunden zu Hause, die uns bei der Vorbereitung und auch beim Aufräumen so tatkräftig unterstützt haben. Sie haben uns dadurch sehr viel Arbeit abgenommen und gehören ebenso zu unserem Hochwasserteam, auch wenn sie nicht vor Ort sein konnten, um zu helfen.
Sonntag, 25. August
Im MDR wurde um 16:05 ein kurzer Bericht über unsere Tätigkeit in Ungarn gesendet. Wer den Bericht verpasst hat, kann sich das Video hier nochmal ansehen.
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(wmv, 3,5 MB) |
Einsatzende: 24.08.02 - 04:00 Uhr (Dauer: 14:00 h)
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| | | | | Besprechung am Samstagmorgen. | Vorbereitungen in Leutenbach. | Verladen des Materials in Nellmersbach. | | | | | Der beladene LKW. | Die Abschiedsrede vor der Abfahrt. | Der VW-Bus der Fa. Kärcher. | Das LF 8 von Weiler. | | | | | Der LKW von MdL Rolf Kurz. | Das TLF von Leutenbach. | In Waldrems ist das Schaltgestänge am LF 8 gebrochen. | Reparatur des Handgaszuges am TLF. | | | | | Reparatur des Schaltgestänges. | Nachdem das LF 8 nicht mehr läuft, wird das Material in Aspach auf den LKW umgeladen. | Die Besatzung des TLF. | Tankstelle in Österreich. | | | | | Ankunft in Dunabogdany. | Ausladen des Materials am Rathaus von Dunabogdany. | Die Hauptstrasse von Dunabogdany. | | | | | Die meisten Häuser an der Donau sind überflutet. | Der untere Teil des Gasthofes Sonnenblume ist überflutet. | Abpumpen von Sickerstellen am Sandsackdamm. | Die Situation am Morgen nach dem Dammbruch. | | | | | Das Sägewerk wurde in der Nacht überflutet. | Ruhepause auf dem in der Nacht errichteten Damm. | Der in der Nacht errichtete Damm. | Das TLF wird betankt. | | | | | Das TLF beim Abpumpen der Kanalisation. | Abpumpen von Sickerstellen am Sandsackdamm. | Reinigung einer durch die Kanalisation überfluteten Strasse. | Abpumpen von Heizöl aus einem Keller. | | | | | *ohne Kommentar* | Das TLF pumpt rund um die Uhr an der Kanalisation. | Abpumpen von Wasser an einer Verbindungsstrasse. | Eine Reporterin führt Interviews für das Radio (hier der Bürgermeister von Dunabogdany). | | | | | Das TLF beim Abpumpen an der Verbindungsstrasse. | Ungarische Schlauchbrücke. | Das "Normaden-Camp" an der Verbindungsstrasse. | Auspumpen eines Kellers. | | | | | Auspumpen eines Kellers an der Hauptstrasse. | Ein Fernsehteam macht Aufnahmen für den MDR. | Abpumpen von Wasser aus einem Garten. | Abschiedsfest bei der Pension Herold. | | | | | Abschiedsfoto am Rathaus vor der Abfahrt. | Ankunft in Nellmersbach. | Ausladen der persönlichen Gegenstände. | Reinigen und aufräumen am Bauhof in Leutenbach. | | | | | Reinigen und aufräumen am Bauhof in Leutenbach. | | Bilder von: Bernhard Schwaderer, Ilse Harle, Ralf Binder, Heiko Albrecht |
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